Zurückhaltung, d.h. abwarten und schauen, was nötig und hilfreich ist, gehört zu seinen Aufgaben des angehenden Therapiehundes in der Praxis, der an 1-2 Wochentagen dabei ist.
Eine Therapiestunde mit Djalu beginnt so, dass ich als Therapeutin den ankommenden Menschen im Wartezimmer abhole und in den Therapieraum bitte. Da wartet der Hund und darf den eintretenden Menschen nicht anspringen. Das ist schwierig für einen jungen Hund. Hochspringen, wedeln und liebevoll eine Hand oder einen Mantelzipfel in die Schnauze nehmen wäre sein natürliches Begrüssungszeremoniell. Djalu lernte, dass Menschen einen Moment Zeit brauchen, um anzukommen und ihre Dinge abzulegen. Wenn er dann begrüsst wird, darf Djalu sich nähern. Nicht selten finden freudige Begrüssungsrituale statt, die mit jedem eintretenden Menschen etwas anders ablaufen. Der Hund spürt, wer ihn knuddeln will, wer ihn lieber streichelt und wer mit etwas Abstand «hoi du» zu ihm sagt.
Genauso wie die Menschen unwillkürlich die Nähe zu ihm regulieren, darf der Hund das auch. Er hat eine Box, in die er sich zurückziehen kann, um sich auszuruhen. Wenn er da ist, darf er nicht gestört werden, weil nicht nur traumatisierte Menschen, sondern auch Hunde einen sicheren Ort brauchen. Die Box ist sein sicherer Ort, d.h. sein nur ihm gehörendes Refugium, in dem er tun und lassen darf, was er möchte.
Während der Therapiestunde bewegt sich der angehende Therapiehund oft frei im Raum. Häufig liegt er entspannt an einem seiner bevorzugten Liegeplätze. Wohlig schlafend dient er vielfach als Vorbild, wie Entspannung aussehen kann. Er darf auch aktiv werden und hilft Patient*innen, wenn sie den Kontakt zu sich und zur Gegenwart verlieren, d.h. wenn sie dissoziieren. Bei überwältigenden Gefühle wie Trauer, Schuld- oder Scham kann es sein, dass der Hund unaufgefordert eingreift.
Tiergestützte Therapie gehört zu neuen, noch nicht bis ins Detail verstandenen Therapieformen (Ganser, 2018). Die Ausbildung dafür wird unser nächster Ausbildungsschritt sein. Ich freue mich darauf und werde berichten, was wir damit als Mensch-Hunde-Team anbieten können.